Overlanding Nordamerika 2009

Overlanding Nordamerika im Februar 2009...

 

Liebe Freunde!

Erst einmal müssen wir uns für die Verzögerung dieses Reiseberichtes entschuldigen, aber gut Ding will Weile haben  (ist das nicht unser Standardspruch?). Wir haben diesen Monat viel erlebt und gesehen, und dementsprechend ist er auch lang und pickepacke voll mit Erlebnissen. Vom Campleben ist nicht viel zu  sehen, da wir oft auf Walmart-Parkplätzen oder auch nur am Straßenrand übernachtet haben - so auf der Durchreise eben. Wenn wir dann mal einen schönen Platz hatten, war’s meistens viel zu kalt  oder windig um richtig zu campen und wir haben uns so schnell wie möglich in den Landy verzogen... Aber seht selbst...

Im letzten Bericht habe ich Euch erzählt, daß wir nach New Mexico  weiterreisen wollten. Das ist auch richtig, zuvor haben wir jedoch noch einen Stopp bei der Mission San Xavier del Bac - einer gut erhaltenen Missionskirche nur ein paar Meilen südlich von Tuscon  gelegen - eingelegt. Als wir hin kommen, sind schon sehr viele Touristen vorort - kein Wunder, ist diese kleine Kirche doch der Inbegriff des Wilden Westens. Die Struktur des schneeweiss  gestrichenen Kirchleins gegen den blauen Himmel und seinem herausragenden einsamen Glockentürmchen setzt uns alte Westernfans sofort in die alten Tage des Westerns zurück. Man kann es förmlich  vor sich sehen: der ‘Böse’ reitet, von der Kavallerie oder dem ‘Guten’ verfolgt, in das Missionsgelände ein: ein Schusswechsel und der Pater und ein paar Insassen werden erschossen - das  Glöcklein verkündigt sein einsames Klagelied.... Die Sonne brennt vom stahlblauen Himmel und starker Wind (der hier übrigens während der ‘Windsaison’ von Februar bis April allgegenwärtig ist)  treibt Staubwolken und verdorrte Büsche durch die Gegend - Westernstimmung pur!

 

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Die vielen Leute gehen uns aber bald auf die Nerven und nach einer Stunde machen wir uns wieder buchstäblich aus dem Staub...  jetzt dann aber wirklich nach New Mexico.  Über Las Cruces und El Paso geht’s weiter Richtung Osten zu den Carlsbad Caverns,  die sich im Südosten New Mexicos befinden. Für die komplette Strecke benötigen wir in unserem doch eher gemütlichen  Reisetempo (so 80 - 100 km/h) fast ganze 2 Tage. Der Calsbad Caverns National Park bietet eine in USA einzigartige Attraktion:  ein wirklich spektakuläres und doch leicht zugängliches Höhlensystem. Die Hauptattraktion, der ‘Big Room’, ist über 2  Möglichkeiten zu erreichen: einmal über den ‘Natural Entrance’, also dem ‘natürlichen’ Eingang von oben, was allerdings einen  mehrere Kilometer langen Marsch durch das Höhlensystem meist steil bergab beinhaltet (es sind Schilder, die vor weichen Knien  warnen, aufgestellt...) oder aber durch einen Aufzug, der direkt in’s ‘Eingemachte’ führt. Der ‘Big Room’ selbst ist so groß, daß  man einen fast 4 km langer Rundweg begehen muß, wenn man alles sehen will. Was wir dort unten sehen, übertrifft alles, was wir  bisher in Sachen Höhlen gesehen haben (sind allerdings auch keine besonderen Höhlenfans, ehrlich gesagt). Die großartigsten  Sehenswürdigkeiten sind die ‘Halls of Giants’ (Bild li), in der sich riesige, mehrere Meter hohe Stalagmiten befinden,und ein Platz,  an dem sich gleich 3 Attraktionen kombiniert bewundern lassen (Bild re): der ‘Chandeler’ (Kronleuchter) ganz links oben an der  Decke, der ‘Totempole’ (Marterpfahl) in der Mitte und ganz rechts in der Ecke der ‘Caveman’ (Höhlenmensch), dessen Gesicht original die Form eines Neandertalers hat.

 

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Nach einer bitterkalten Nacht mit mehreren Grad unter Null, machen wir uns auf in Richtung White Sands National Monument.  Zuvor passieren wir aber noch den Gudadalupe Mountains National Park und fotografieren die imposante Sandsteinformation ‘El  Capitan’, Texas’ höchster Gipfel, im ersten Morgenlicht. Wir streifen Texas nur kurz und weiter geht’s wieder in nördliche Richtung zu unserem eigentlichen Ziel.

 Das White Sands National Monument verdient seinen Status als Monument wirklich zu recht: die Dünen sind wirklich weiß wie  Schnee und erstrecken sich in ein nicht enden wollenden Meer aus Wellen und Wogen. Das besondere an diesem ‘Sand’ ist  jedoch, daß es gar kein Sand ist, sondern Gips. Das Dünenmeer ist durch eine ca. 12 km lange Straße, die tief in das Herz des  Monuments führt, erschlossen. Laufen darf man überall, was man leider auch sieht. Entlang der Straße ist alles mit Fußspuren  übersät und Familien benutzen das Monument als Sandkasten. Auf Plastikschalen rutschen sie die Dünen hinunter und lassen  ihre Hunde in den schönen weißen Gips schei.... Was für eine Schande! Wir sind zunächst geschockt: wie sollen wir denn da  anständige Bilder machen?  Den ganzen Nachmittag benutzen wir um gute Fotoplätze für das Abendlich zu finden und werden  endlich auch fündig. Der Wettergott meint es gut mit uns und schickt zum Sonnenuntergang Wolken, die von der untergehenden  Sonne angestrahlt werden und in einer unglaublichen Farbenpracht erleuchten.      

 

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Leider gibt es im Monument keine Campmöglichkeit und wir müssen nach Alamagordo - ca. 15 Meilen einfach von hier - auf  ‘Camp Walmart’ übernachten. Am anderen Morgen geht’s gleich noch im Morgengrauen wieder los, denn wir wollen die  aufgehende Sonne über den Dünen erwischen. Leider machen uns die Ranger einen Strich durch die Rechnung, denn das  Monument öffnet erst um 7.00 Uhr und wir müssen noch warten. Hilflos sehen wir von der Schranke aus zu, wie sich der Himmel  herrlich rosa verfärbt und dann die Sonne ihre ersten roten Sonnenstrahlen auf die Dünen schickt....   Als wir dann endlich los  dürfen, ist es eigentlich schon zu spät. Wir können aber halt nicht anders und fotografieren trotzdem.... Am späteren Vormittag  fahren wir zum wunderbar mitten in den Dünen gelegenen Picknickplatz für ein spätes Frühstück: Rührei und Kaffee. So mitten in  den Dünen zu sitzen, ist schon ein seltsames Gefühl: die weissen Dünen könnten wirklich Schneehügel sein und sie strahlen am  Morgen auch eine richtige Kühle ab. Wir kommen uns wirklich vor wie beim Einkehrschwung in den winterlich verschneiten Alpen...

 

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Am Nachmittag kommt starke Bewölkung auf und wir beschliessen abzubrechen. Wieder in Alamagordo beim Walmart (wir  müssen auch noch etwas einkaufen) warten wir den Abend ab. Kurz vor Sonnenuntergang reißt die Wolkendecke etwas auf und  zaubert unglaubliche Farben an den Himmel: Mist! - und wir sitzen hier fest. Nochmals loszufahren hat wirklich keinen Zweck - bis  wir die 15 Meilen gefahren sind ist eh schon alles vorbei. Wieder einmal bleibt uns nichts anderes übrig, als hilflos zuzuschauen,  wie Mutter Natur wieder mal alle Register zieht. Wir haben wieder einmal zu früh aufgegeben - aber wo war Steffens ‘Gefühl’?.

 Am anderen Morgen geht es dann weiter in Richtung Bosque del Apache Wildlife Refuge - einem Naturschutzgebiet ca. 30 Meilen  südlich von Albuquerque gelegen.  Von Birdwatchern und Fotografen liebevoll nur ‘Bosque’ genannt, ist dieses Gebiet eines der  wertvollsten Vogelüberwinterungsgebiete der ganzen nördlichen Hemisphäre. Unglaubliche Mengen an Vögeln versammeln sich  hier am Rio Grande von November bis Februar, um den Winter unbeschadet zu überstehen. Mit dem ersten warmen Wind von  Süden sind sie aber so schnell weg, wie sie gekommen sind. Das kann von einem Tag auf den anderen geschehen, wie wir später noch von einem anderen Fotografen erfahren sollen....

 Als wir uns ‘Bosque’ nähern, sehen wir schon dichte Wolken im Tal des Rio Grande hängen. Scheint so, als würde sich  tatsächlich die Großwetterlage verschlechtern. Schnell finden wir einen Platz auf dem Campingplatz, der quasi direkt am Eingang  des Naturschutzgebietes gelegen ist. Er kostet 20,-- inkl. Strom (was für amerikanische Verhältnisse ganz günstig ist, wie wir  später noch feststellen müssen) und wir buchen erstmal 2 Nächte. Gleich machen wir uns auf den Weg zu den Vögeln und  erfahren im Visitor Center, daß - neben vielen anderen Wasservögeln -  ca. 20.000 Kraniche (Sandhill Cranes) und genauso viele Schneegänse da sein sollen. Wow!

 

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Insgesamt verbringen wir am Ende 6 Tage im ‘Bosque’. Morgens und Abends fotografiert Steffen (ich habe ja angekündigt, daß er  hier in New Mexico mehr zu tun haben wird) und tagsüber arbeiten wir an den Bildern, die wir bisher gemacht haben. Insgesamt ist  das Wetter sehr wechsehlhaft. Vom Schneesturm bis zu klaren Nächten ist alles drin. Mehrmals sinkt das Thermometer in der  Nacht unter -12°C und unsere Standheizung muß kräftig arbeiten. In der Vollmondnacht ist es sogar so kalt, daß ein Teil des  Sees, der von den Kranichen als Übernachtungsplatz benutzt wird, zugefroren ist. Durch das wechselhafte und immer wahnsinnig  windige Wetter, ergeben sich jedoch sagenhafte Lichtstimmungen. Seht selbst...

 

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Am letzten Tag erleben wir nochmals ein atemberaubendes Schauspiel. Unmengen an Schneegänsen haben sich auf dem  größten See des Gebietes versammelt - es müssen auf jeden Fall weit mehr als die angesagten 20.000 sein. Vermutlich sind  noch einige, die schon auf dem Weg nach Norden sind (Durchzügler eben), dazugekommen. Plötzlich fliegen alle, ja wirklich alle  Gänse wie auf ein Kommando auf...und in einer Wolke über uns hinweg - ein unglaubliches Erlebnis! Sie kommen sogar wieder  zurück und machen das ganze noch 2 oder 3 Mal, so daß wohl jeder Fotograf, der zu dieser Zeit dort war, gute Bilder bekommen haben dürfte...    

 

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Der Campingplatz wird von einer alten, etwas schrulligen Frau so um die 80 und ihrem Sohnemann, der so wahrscheinlich ca. 60  Jahre alt ist, betrieben. Die alte Frau hat Steffen irgendwie in’s Herz geschlossen (immerhin hört er sich ihre stundenlangen  Erzählungen an - wahrscheinlich passiert das nicht zu oft) und läßt uns 2 Tage umsonst übernachten. Außerdem bekommen wir  heiße Duschen spendiert - die würden nämlich normalerweise extra kosten. Etwas schweren Herzens verlassen wir ‘Bosque’ und  machen uns weiter Richtung Norden - über Santa Fe erreichen wir am Abend Chimayo, einem kleinen Dorf am Fuße der Sangre de Christo Mountains.

 Der Grund weshalb wir hier hoch in den Bergen sind ist ganz einfach: Wir wollen noch einmal in die Wild West Vergangenheit  eintauchen und die Hochgebirgsstraße nach Taos, einem bekannten Skigebiet, fahren. Dort sind noch einige alte Kirchen und  Missionen erhalten geblieben, die zum Teil sogar noch Gottesdienste veranstalten. Nach einer bitterkalten Nacht auf ca. 2.000  Höhenmetern besuchen wir als erstes das Santuario de Chimayó (Bild li), eine wirklich hübsche und gut erhaltene Kirche mit ‘Old  West’-Flair. Als wir weiter und höher hinauffahren, sehen wir immer mehr und tieferen Schnee und die Häuser werden immer  seltener und älter. Als wir beim  Kirchlein San Jose de Garcia bei Las Trampas (Bild re) halten, haben wir das Gefühl, die Zeit sei  hier stehen geblieben. Keine Teerstraßen, nur Feldwege und die Häuser sehen aus wie sie vor hundert Jahren ausgesehen haben  müssen. Würden keine Allrad-Trucks vor den Häusern stehen, würden wir uns tatsächlich in der Zeit zurück versetzt fühlen.  

 

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Weiter geht’s auf der ‘High Road to Taos’, bis wir den Vorort Rancho de Taos erreichen. Es gibt hier eine bekannte und auch noch  ‘aktive’ Kirche, nämlich die des San Franco de Asis. In unmittelbarer Nähe der Kirche befindet sich der ‘historische’ Stadtkern mit  noch ursprünglich belassenen Häusern im Adobe Baustil. Hier zwei Häuserszenen, die es mir besonders angetan haben...

 

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Taos selbst ist auch sehr schön, aber zu stark verkommerzialisiert und alle alten Adobe-Häuser sind mit Reklame und  Werbeschildern ‘verschandelt’. 

Eigentlich hätten wir genug vom Schnee und der Kälte - da hätten wir ja auch in Deutschland bleiben können, oder? Leider gibt es  jedoch erstmal kein Entkommen, denn alles Sehenswerte in dieser Gegend befindet sich auf mindestens 2.000 Höhenmetern und somit über der Schneegrenze...

 Da das nahegelegene Pueblo Taos Eintritt kostet und außerdem eine Fotografieerlaubnis !gekauft! werden muß, legen wir den  Besuch dieses wohl wirklich schönen Pueblos zu den Akten. Stattdessen fahren wir in’s Bandelier National Monument, daß  herausragende antike Pueblo Ruinen, die für fast 500 Jahre bis in die späten 1500er Jahre besiedelt waren, beherbergt. Das schön  in den Jemenez Bergen gelegene Monument ist am besten über den Frijoles Canyon zugänglich. Dort befinden sich neben den  Überresten des Tyuonyi Pueblos und des Talus House noch primitive Höhlenbehausungen, die über Leitern zugänglich gemacht  sind. Diese Höhlenbehausungen, Cliff Dwellings genannt, wurden von den hier damals sesshaften Indianern per Hand mit  Werkzeugen in den weichen Sandstein gearbeitet - wirklich unglaublich! ‘Long House’ ist die größte Gruppe an  Höhlenbehausungen mit unzähligen in den weichen Fels gearbeiteten Fenstern und Öffnungen. Eine weitere Sehenswürdgkeit ist  Ceremonial Cave, eine rekonstruierte Kiva, die jedoch leider wegen zuviel Schnee nicht zu besichtigen ist. 

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Wir haben endgültig die Schnauze voll von Kälte und Schnee und beschließen schnurstracks nach Westen zu fahren. Wir  überqueren die tief verschneiten Jemenez Mountains und erreichen langsam tiefere Höhenlagen. Trotzdem werden wir den Schnee  nicht los. Wir gondeln so auf 1600 bis 1800 Höhenmetern herum und in westlich und nördlich zugewandten Lagen liegt immernoch  Schnee. Auch, als wir Farmington (die einzige größere Stadt in dieser gottverlassenen Gegend) erreichen, werden wir den Schnee  nicht los. Eigentlich wollen wir nach einem Großeinkauf im Walmart gleich zu unserer nächsten Station fahren, doch es kommen  dunkle Wolken auf. Die Bisti Wilderness Area ist jedoch nur auf Lehmpisten zu erreichen, die sich bei Schneefall oder Regen in  rutschige Schlammpisten verwandeln - das muß dann doch nicht sein, oder?  Wir quartieren uns also für die Nacht wieder mal im  Camp Walmart ein und beschließen, weitere Pläne am Morgen zu machen.

Als wir Aufwachen, ist das Wetter noch bescheiden. Während des Frühstücks (Kekse und Cola) bessert es sich allerdings und  wir haben Hoffnung, heute doch noch zu den Bisti Badlands, die nur ca. 30 Meilen südlich von Farmington liegen, zu kommen.  Und tatsächlich, die Wolken verziehen sich, doch wiedermal kommt eine steife Briese auf. Der Wind ist so stark, daß man  wirklich Mühe hat, sich auf den Beinen zu halten. Trotzdem fahren wir zu den Bistis und machen uns auf erste Erkundungstour.  Insgesamt bleiben wir 2 Nächte, die wiederum bitterkalt, mit Temperaturen von bis zu -18°C, sind. Die Bistis sind aus  fotografischer Sicht wirklich einzigartig. Zahllose Fels-, Stein- und Lehmformationen bieten unzählige Motive und man könnte  locker mehrere Wochen hier verbringen und hätte noch nicht alles gesehen. Manche Felsen haben die Form von Tieren wie z. B.  ein Schwein namens Miss Piggy (Muppets Show ?) oder eine fliegende Schildkröte....  Dann Lehmformationen mit ‘Hüten’ aus  braunem Fels oder ‘Flügeln’ und ‘Dinger’, die aussehen wie aufgeplatze Eier. Seht selbst...

 

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Am Parkplatz der Bistis treffen wir am 2. Tag einen netten Typen aus Bayern, der auch mit der Kamera unterwegs ist. Wir  kommen ins Gespräch und er erzählt uns, daß er gestern im Monument Valley war und daß dort schön angenehme Temperaturen  herrschen. ‘T-Shirt-Wetter’ sagt er. Das hört sich doch super an - da müssen wir hin! Endlich in die Wärme. Das täte auch  unserem Landy, der seit ein paar Wochen immer Probleme beim Anlaufen hat, wenn die Tempraturen unter den Gefierpunkt fallen,  gut. Er springt zwar immer an, muß aber eine Weile orgeln. Steffen hirnt dem Problem schon eine Weile hinterher, doch alles was  er probiert und aus- und wieder einbaut bringt nichts. Der Landy ist halt stur!

 Am nächsten Tag also nichts wie in’s Monument Valley. Auf der Fahrt dahin sieht’s schon besser aus. Nur noch in absoluten  Schattenlagen liegt Schnee, ansonsten bestimmen immer mehr rote Felsformationen das Bild. Kurz vor dem kleinen Dorf Kayenta  richten wir uns direkt neben der Straße für die Nacht ein. Etwas mulmig ist uns schon hier zu übernachten, befinden wir uns doch  mitten im Navajo Reservat. Ob die es wohl gut mit uns meinen? Die Nacht verläuft jedoch ohne Zwischenfälle und wir haben vom  Parkplatz einen schönen Ausblick zum Church Rock mit Agatha Peack im Hintergrund im ersten Morgenlicht.

 

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In Kayenta zweigt die Straße zum Monument Valley ab. Erstaunt stellen wir fest, daß es hier sogar einen Mc Donalds gibt und  der Sprit-Preis der günstigste überhaupt ist. 2,04 Dollar pro Gallone (sind 3,79 Liter) ist äußerst günstig. Später erfahren wir, daß  die Navajo Nation keine GST, also Mehrschweinsteuer, erhebt: aha, deshalb also die günstigen Preise. Als wir im Monument  Valley gegen 9.00 Uhr ankommen, ist es schon zu spät zum Fotografieren, aber zum Auskundsschaften ist diese Zeit o.k. Wir  bezahlen am schäbigen Kassenhäuschen 10 Dollar Eintritt für uns beide und gleich noch 5 Dollar für eine Übernachtung auf dem  einfachen Campingplatz (einfach heißt Chemieklo und das war’s). Das geht preislich eigentlich, hätten wir doch mehr erwartet  (leider gilt hier unser Annual Pass, der für alle staatlichen Schutzgebiete in ganz USA gilt, NICHT). Wir werden vorgewarnt: Das  Visitor Center ist geschlossen, weil alles eine große Baustelle ist. Über den Winter wurde ein riesiger Hotelkomplex mit herrlichen  Blick auf das Monument Valley gebaut. Das moderne Gebäude passt irgendwie nicht hierher, ist alles andere doch eher ‘primitiv’.  Wir sind baff erstaunt, als wir uns auf die ca. 20 Meilen lange Self-Drive-Tour begeben, denn die Straße ist keine ‘Straße’, sondern  ein Track. Nicht, daß es schlammig oder sonst was wäre, aber es sind sehr steile Passagen mit zum Teil ziemich  hervorstehenden Felspartien zu überwinden. Ob das ein ‘normaler’ PKW oder gar Wohnmobile packen? Wir sind sehr im Zweifel  und sind mal wieder froh, unseren Landy zu haben. Für den ist das alles kein Problem. Auf diesem ‘Track’ erschließt sich einem  das berühmte Monument Valley von unten, sozusagen. Überall sind kleine Navajo-Siedlungen oder Behausungen, weshalb es  nicht erlaubt ist, vom ‘offiziellen’ Track abzuweichen (offensichtlich ist das Privatgelände). Es ist wirklich beeindruckend und toll  durch die aus Film und Fernsehen so bekannten Felsformationen zu fahren. Der 20 Meilen-Track führt quasi um die bekannten  Felsformationen ‘The Mittens’ herum und den gleichen Weg wieder zurück. Artist’s Point is ein schöner Aussichtspunkt am  Morgen und als wir so da stehen, können wir es kaum fassen, endlich im Monument Valley, diesem magischen und weltweit bekannten Ort zu stehen.
 

 

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Schwerer Wehmutstropfen für den Fotografen ist, daß der Track in den Wintermonaten erst morgens um 9.00 Uhr öffnet und  bereits um 17.00 Uhr wieder schließt - offiziell. Wir sind einfach los, wann wir wollten und es hat keinen wirklich gekratzt.  Außerdem kann man den Track vom Campingplatz aus hinunterwandern oder von der Hotelterrasse Bilder bei Sonnenauf- oder -untergang machen. Nur halt eben nicht von unten.

 Auf dem Campingplatz treffen wir einen netten Typen aus Tuscon/Arizona. Er ist auch naturbegeistert und meint, daß er im Death  Valley angerufen und gefragt habe, wie weit den die Wildblumen schon wären. Er habe die Auskunft bekommen, daß es bis in 2  Wochen so weit wäre - das ist gut für uns zu wissen. Also, auf in Richtung Death Valley. Daß sich diese Entscheidung später als falsch erweisen sollte, wissen wir jetzt natürlich noch nicht!

 Wir fotografieren abends und morgens im Monument Valley und fahren dann wieder südlich in Richtung Canyon de Chelly. Der  Canyon de Chelly ist bekannt frür seine beeindruckende Felsnadeln mit dem Namen ‘Spider Rock’ und auch für seine Pueblo  Ruinen, im speziellen das ‘White House’, daß vor tausenden von Jahren kunstvoll in einen Felsvorsprung in die steile Felswand  gebaut wurde. Eigentlich hatten wir gehofft, daß es hier schneefrei bleibt, aber weit gefehlt. Wir fahren wieder höher hinauf und  zuverlässig taucht auch der Schnee wieder auf. Zwar taut es tagsüber überall aber nichtsdestotrotz ist es wieder saukalt. Auf den  Bildern macht sich der Schnee dann ganz gut, finde ich.  

 

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Nach einer kostenlosen Übernachtung auf dem sehr schönen Campingplatz geht’s weiter Richtung südwesten, nun aber endlich in  flachere Gefilde. Bald lassen wir den Schnee hinter uns und es wird auch merklich wärmer. Nach nur ca. 3 Stunden Fahrt  erreichen wir unser nächstes Ziel: den Petrified Forest National Park. Was gibt es dort? Versteinertes Holz natürlich und was  sonst? Keine Ahnung ... zunächst... aber dieser Nationalpark hat wirklich einiges zu bieten. Neben schönen und auch sehr  farbenfrohen Stämmen und Stücken an versteinertem Holz, die am ‘Giant Logs Trail’ und am ‘Long Logs Trail’ bewundert werden können, beherbergt der Park auch noch wunderschöne Badlands.

 

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Steffen gelingt es im Park einen Roadrunner (Mep meep) zu fotografieren. Auch er hat ein versteinertes Holzstück fotografiert,  allerdings mit einer Horned Lark darauf:

 

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Zum Park gehört auch der ‘Painted Desert’-Teil mit bunten Badlands, doch sind diese für die Fotografie zu weit weg und außerdem  bläst wieder ein gnadenloser Wind. Diesmal ist er so stark, daß ich mich wirklich kaum auf den Beinen halten kann.  Wir  beschließen, das ganze abzubrechen und in das nächstgelegene Städtchen Holbrook zu fahren. Wir mieten uns auf einem  ‘richtigen’ Campingplatz ein, denn wir müssen dringend Wäsche waschen und mal wieder duschen. 

 Nach zwei Nächten auf einem ‘richtigen’ Campingplatz verbringen wir noch einen weiteren Tag im Petrified Forest und fahren  anschließend zum Little Painted Desert Country Park. Dort sind die Badlands noch viel bunter und atemberaubender - vor allem im letzten Abendlicht.

 

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Die Badlands sind klasse, aber der von der Navajo Nation gemanagte Park mit all seinen Einrichtungen ist in einem erbärmlichen  Zustand. Überall liegt Müll herum, die Toiletten sind ‘Out of Order’ (will da lieber auch gar nicht reingucken) und in der Nähe der  total kaputten Picknickbänke liegt eine tote schwarze Katze und stinkt erbärmlich vor sich hin. Die Straße, die eigentlich am  Rande der Badlands verläuft, ist geschlossen und insgesamt ist der Platz total verratzt und verwarlost. Eine wirkliche Schande, diesen tollen Platz so verkommen zu lassen...

 Über unseren nächsten Stopp werden wir uns erst während der Fahrt nach Flagstaff einig. Flagstaff liegt auf 2100 Höhenmetern  und natürlich liegt wieder Schnee und es ist saukalt. Kein Wunder: direkt bei Flagstaff liegt ein Skigebiet mit einigen der höchsten  Bergen der Gegend. Aufgrund dieser Wetterlage beschließen wir, in Flagstaff nach Süden Richtung Sedona abzubiegen. Wir  sehen schon, daß Tauwetter ist und überall kleine Bächlein im Wald um Flagstaff zu sehen sind. Sollten wir vielleicht doch einmal  zu den Grand Falls schauen? Doch dazu später. Wir fahren weiter talwärts Richtung Sedona und bereits in der Mitte des Oak  Canyons verlieren wir den Schnee. Je mehr wir an Höhe verlieren, desto grüner wird es und in Sedona selbst ist schon absoluter  Frühling. Wir besuchen den Red Rock Crossing State Park, weil wir schon tolle Bilder davon gesehen haben. Leider sind jedoch  die Bäume, die den Fluss umsäumen, noch grau - soweit ist der Frühling doch noch nicht vorgedrungen. Aufgrund der  Schneeschmelze hat der Fluss zu viel Wasser, so daß er nicht überquert werden kann. Der optimale Standpunkt auf Felsen im  Fluss ist uns deshalb verwehrt. Trotzdem sind ein paar ganz ansehnliche Bilder entstanden.

 

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Abends wollen wir eigentlich auf einem der staatlichen Campingplätze im National Forest übernachten, doch der einzige offene ist  leider voll. All die vielen Campingplätze, die wir auf der Herfahrt gesehen haben, erweisen sich bei genauem Blick als noch  geschlossen. Sch... was nun? Naja, kein Problem - es gibt ja noch Walmart. Wir fahren also wieder nach Flagstaff, wollen es uns  im Camp Walmart bequem machen; doch was ist das? ‘Overnight Camping prohibited’ (Camping verboten)! Was ist denn das?  Anscheinend will dieser Walmart nicht, daß man hier übernachtet, was eigentlich ganz gegen Walmart’s Motto verstößt. Das ist  jetzt aber blöd. Es ist schon Nacht und wir müssen jetzt noch einen anderen Platz suchen? Ein teuerer privater Campingplatz  kommt nicht in Frage und so enden wir irgendwo direkt an einer Nebenstraße an einer Bahnlinie (stark frequentiert, wie sich in der Nacht noch herausstellen soll).

 Während des Tages haben wir uns noch dazu entschieden, auf jeden Fall zu den nur ca. 40 Meilen entfernten Grand Falls zu  fahren und zu schauen, ob sie Wasser führen. Die Grand Falls sind beeindruckende Wasserfälle, die leider jedoch wenig bekannt  sind. Kein Wunder, denn sie führen nur an ein paar wenigen Tagen im Jahr Wasser - nämlich während der Schneeschmelze im  Frühjahr und schweren Monsunregen im Sommer. Da wir gestern gesehen haben, daß es um Flagstaff getaut hat, scheint es uns  eine gute Idee, einfach mal nachzuschauen. Über schlechte Holperpisten erreichen wir nach ca. 1 Stunde die nicht  ausgeschilderten Falls. Hätten wir keine genauen Angaben gehabt, hätten wir das nie gefunden.... Wir haben sie jedoch gefunden  und ratet mal was? Ja, sie führen Wasser und wie! Einfach klasse. Das Wasser des Little Colorado Rivers fließt in braunen Fluten  die mehrstufigen Falls in eine Schlucht hinunter. Ein absolut toller Anblick!

 

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Anscheinend hat es sich in der Gegend herumgesprochen, daß der Wasserfall Wasser führt, denn über den weitern Tag verteilt  rollen unzählige Menschen in ihren Allradfahrzeugen an. Für einen Platz, der normalerweise fast keinen Publikumsverkehr hat, ist  es hier geradezu überrannt. Ein Mann erzählt uns, daß wir es absolut glücklich getroffen haben. Vorgestern sei noch kein Wasser  den Little Colorado River hinuntergeflossen. Gestern Abend habe er beim Überfahren der Brücke am Highway gesehen, daß er  Wasser führt und beschlossen am nächsten Tag (also heute) gleich herzufahren. Anscheinend ist es auch für die Leute aus der  Region eine Besonderheit. Und wißt Ihr was? Steffen hat wieder mal ‘so ein Gefühl’ gehabt. Na, gut daß wir darauf gehört haben...  Am Abend haben wir den Platz wieder für uns alleine und übernachten gleich hier. Einen so ruhigen und schönen  Übernachtungsort finden wir nicht mehr so schnell. Morgens wird nochmals fotografiert, bevor wir uns wieder auf den Weg nach  Flagstaff und weiter Richtung Westen machen.... Unser nächstes Ziel ist Las Vegas - darüber dann aber im März.

 

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